Ein zweites Leben für angebrauchte Hotelseifen

Ein zweites Leben für angebrauchte Hotelseifen

Die Stiftung SapoCycle sammelt in Schweizer Hotels gebrauchte Seifen ein und lässt sie bei der Stiftung WohnWerk in Basel rezyklieren und wieder zu neuen Seifen verarbeiten. Diese kommen karitativen Organisationen im In- und Ausland zugute – und sorgen somit für eine bessere Hygiene.

Sie liegen in vielen Hotels in der Schweiz in den Badezimmern auf und werden von den Gästen ein paar wenige Mal fürs Händewaschen benutzt. Kaum sind die Gäste weg, bleiben die angebrauchten Seifenstücke zurück und werden entsorgt. «Das sind in der Schweiz rund 130 Tonnen pro Jahr», bestätigt Dorothée Schiesser, Gründerin und Präsidentin der Stiftung SapoCycle in Basel. «Als mir das vor ein paar Jahren einmal bewusst wurde, war mir klar, dass ich etwas dagegen unternehmen will.» Und kaum hatte sie dies mit ihrem Stiftungsteam initiiert, seien auch schon von vielen Hotels Seifen geliefert worden.

Einfach zu neuen Seifen

In der Stiftung WohnWerk in Basel hat Dorothée Schiesser den richtigen Partner gefunden, um aus alten Seifen wieder neue herzustellen. Zwei Bachelorarbeiten, eine zur Umsetzung und die andere zur hygienischen Aufbereitung, sorgten erst einmal für das notwenige Fundament, während bei der Stiftung WohnWerk Teamleiterin Pia Tanner für die Umsetzung vor Ort sorgte. «Wir mussten zuerst einmal einen Prozess definieren, wie sich eine solche Produktion organisieren lässt.» In verschiedenen Schritten werden aus alten Seifen wieder neue hergestellt – und dies mit ganz einfachen Mitteln, wie Käsehobeln, Apfelschälern, «oder zweckentfremdeten Küchenmaschinen ». Nur ein zentrales Element hätten sie dazugekauft, schmunzelt Pia Tanner, «die Seifenmaschine, einen Extruder, haben wir in Holland bekommen». (Der gesamte Prozess der Herstellung ist hier zu sehen: Von der Seife zur Seife)

Die Stiftung SapoCycle sammelt in Schweizer Hotels gebrauchte Seifen ein und lässt sie bei der Stiftung WohnWerk in Basel rezyklieren
Angelo Antonazzo (2. v. l.) bedient während dem Produktionsprozess die Seifenmaschine – hier flankiert von Daniel Stolz (links) sowie von Pia Tanner und
Dorothée Schesser (rechts).

Stolz auf die Arbeit

Ganz wichtig war für die Stiftung WohnWerk, die erwachsene Menschen mit geistiger Beeinträchtigung beschäftigt, zwei Teams zusammenzustellen, die sich um die Seifenherstellung kümmern. «Wir wollten unseren Klientinnen und Klienten, die hier arbeiten, dabei möglichst viel Gestaltungsfreiraum lassen», erklärt Pia Tanner. Dies habe sich bestens bewährt. «Sowohl für sie selbst auch als für uns in der Leitung ist dies fast schon eine perfekte Situation.» Sie fühlen sich nicht nur wohl bei der Arbeit, sie sind auch stolz darauf, «nicht zuletzt auch, weil sie mit ihrer Arbeit wieder anderen Menschen helfen können». Die Seifen gehen im In- und Ausland an karitative Organisationen und sorgen so für bessere hygienische Verhältnisse. Nun könne punkto Professionalität fast schon von einer industriellen Herstellung gesprochen werden, führt Pia Tanner weiter aus. «An zwei Arbeitstagen in der Woche stellen wir 300 bis 700 Seifenstücke her, seit dem Beginn waren das aus 11 Tonnen angelieferten Seifen schon 76’000 Stück oder 7,6 Tonnen.» Und das Potenzial für noch mehr ist da, wie Dorothée Schiesser bestätigt: «Mit dem entsprechenden Ausbau der Kapazitäten wäre es durchaus möglich, noch mehr Seifen zu produzieren. » Und genau ein solcher Ausbau ist gemäss Pia Tanner auch geplant. «Es wird weitere Investitionen geben, unter anderem in die Optimierung der Abluftsysteme.» Bereits laufen seitens SapoCycle noch ganz andere Gespräche, wie Dorothée Schiesser verrät: «Wir sind daran, auch für Flüssigseifen eine Lösung zu finden, bei denen es nicht nur um den Inhalt, sondern auch um das Recycling der Plastikfläschchen geht.»

Von der Seife zur Seife