Recyclingsystem wie in einer kleinen Stadt

Recyclingsystem wie in einer kleinen Stadt

Das Universitätsspital Lausanne (Centre hospitalier universitaire vaudois/CHUV) funktioniert wie eine kleine Stadt. Dabei entstehen auch Abfälle – und zum Teil auch gefährliche. Pierre Delcourt ist verantwortlich für diesen wichtigen Bereich und schaut, dass das Abfallmanagement im Alltag, aber vor allem auch langfristig zu immer besseren Resultaten führt.

CHUV: Klare Vorgaben punkto Hygiene und Recycling im Spital
Klare Vorgaben punkto Hygiene und Recycling im Spital.

4200 Tonnen Abfall produziert das Universitätsspital Lausanne jedes Jahr. Und das in allen Facetten und Fraktionen. Vor Ort ist seit rund sechs Jahren Pierre Delcourt genau für dieses Fachgebiet im Einsatz. Während er früher als Verantwortlicher für die Abfallentsorgung bezeichnet wurde, ist er neu als Rudologe* im Einsatz, wie er schmunzelnd anfügt: «Diese Bezeichnung haben wir am CHUV aus Quebec importiert.»

53 Prozent werden rezykliert

Überhaupt gehe es längst nicht mehr nur darum, Abfall zu sammeln und zu entsorgen. Auch am CHUV ist ein Konzept in Umsetzung, das zum Ziel hat, Abfälle zu vermeiden oder diese zu rezyklieren. «Wir sind heute bei einem Recyclingwert von rund 53 Prozent», erklärt Delcourt. Dazu gehören die bestens eingespielten Recycling-Champions wie PET-Getränkeflaschen, Alu, Papier, Karton und Glas. Zusätzlich werden unter anderem Elektronik-, Metall- oder Holzabfälle gesammelt. Anders als an anderen Orten stehen in einem Spital jedoch auch gefährliche Abfälle im Zentrum des Interesses.

Pierre Delcourt, Rudologe am CHUV
Pierre Delcourt, Rudologe am CHUV

An einer der 20 internen Sammelstationen erklärt Pierre Delcourt, wie das System aufgebaut ist: «Bereits hier werden heikle oder gar bedrohliche Abfälle separiert, zum Beispiel mit Blut kontaminierte oder aus Chemotherapien stammende giftige Gegenstände oder Flüssigkeiten.» Diese werden im Untergrund des Gebäudes separat und verschlossen gesammelt, bis sie fachgerecht und unter höchsten Sicherheitsmassnahmen vernichtet werden. Dies dient dem Schutz aller im Spital oder in der Verbrennungsanlage beschäftigten Mitarbeitenden.

Über Schächte in den Untergrund

Auf der Sammelstation zeigt sich eine weitere Besonderheit: Neben den einzelnen Sammelbehältern wird der normale Abfall in schwarzen Säcken über einen Schacht in den Keller transportiert. Dieser läuft parallel zu einem weiteren Schachtsystem, über das die Schmutzwäsche – in weissen Säcken – ins Untergeschoss rutscht.

Ein weiteres Augenmerk richtet Pierre Delcourt auf das Essen. «Food Waste» sei ein grosses Thema und werde von dem CHUV mit zwei zielgerichteten Projekten bekämpft. «Bei den Patientinnen und Patienten wollen wir künftig darauf achten, dass sie wirklich nur noch das zu essen bekommen, was ihnen individuell guttut und was sie auch mögen.» So können wir sie nicht nur besser versorgen, sondern auch die Verschwendung eindämmen.

Im Mittelpunkt des zweiten Projektes stehen die Mitarbeitenden: Wenn sie übrig gebliebenes Essen aus der Kantine mitnehmen wollen, können sie abwaschbare und pfandpflichtige Mehrwegbehälter nutzen (siehe www.recircle.ch). Für Pierre Delcourt hört das Thema Abfall allerdings nicht an den Spitaltüren auf. Gemeinsam mit anderen grossen öffentlichen Abfallverursachern engagiert er sich im sogenannten Rubbish Club , «wo wir gemeinsam gegenüber Abfallentsorgern und Recyclingunternehmen für gleiche Preise für gleiche Leistung in der ganzen Westschweiz kämpfen».

* Rudologie: von lat. rudus (Müll, Trümmer), > Wissenschaft vom Management und von der Beseitigung von Müll.