Alle Signale stehen auf Grün
Der Ramseier-Süessmost kommt in grünen PET-Getränkeflaschen auf den Markt. Ebenso das Elmer Citro. Beide Getränke stammen aus dem Hause Ramseier Suisse AG, beide werden in grünes PET abgefüllt, das bis jetzt aus gefärbtem, durchsichtigem Ausgangsmaterial besteht. Aber nicht mehr lange: Bald wird der Rezyklat- Anteil der Flaschen aus grünem R-PET stammen.
Bei einem Besuch in der Abfüllerei von RAMSEIER Suisse AG in Sursee LU flitzen in Reih und Glied die frisch abgefüllten 0,5-Liter-Sinalco-Cola- Flaschen über die Förderbänder der PET-Linie. Gerade sind sie zu Beginn des Abfüllprozesses aus durchsichtigen PET-Rohlingen in den eigenen Blasformen auf ihre wahre Grösse und zu ihrem richtigen Äusseren aufgeblasen und in Sekundenschnelle abgefüllt worden. Jetzt bekommen sie noch die strahlend roten Deckel und werden weiter vorne auf ihrem Weg mit der Etikette sowie mit dem Herstellungs- und Ablaufdatum versehen.
Je nach Tag und Zeit hätten an diesem Tag auch grüne PET-Getränkeflaschen beobachtet werden können, zum Beispiel, wenn jeweils der RAMSEIER- Süessmost abgefüllt worden wäre – oder im Betrieb in Elm das ebenfalls zu RAMSEIER gehörende Elmer Citro. Heute ist auf der PET-Linie in Sursee jedoch Sinalco Cola angesagt – und auch damit lässt sich bestens zeigen, wie bei RAMSEIER erfrischende Getränke hergestellt werden: Sechs Flaschen pro Sekunde rauschen über die Bänder, bis sie zum Schluss entweder zu Sixpacks oder 24er-Grosspackungen verschweisst werden. 22’000 Flaschen pro Stunde werden hier verarbeitet – und dabei automatisch durch Kontrollsysteme sowie von den vier Mitarbeitenden an der Abfülllinie genau im Auge behalten. Insgesamt zwei solcher PET-Linien stehen in Sursee neben der Glas- und Tetra-Pak-Abfüllerei für die Verarbeitung zur Verfügung.

Während die letzten Sinalco-Cola-Flaschen am Schluss der Förderbänder ihrem Produktionsfinale entgegenfahren, ersetzt Bekim Nokaj am Beginn des Abfüllprozesses die Blasformen der Flaschen. Als Nächstes wird es grün – und es kommt wieder der berühmte, klassische Süessmost von Ramseier an die Reihe. Dazu werden die grünen Rohlinge benötigt, die Bekim Nokaj zuvor bereits in einen grossen Behälter eingefüllt hat.

Grünes R-PET im Einsatz
Christoph Suter greift in den Behälter, nimmt einen der Rohlinge heraus und hält ihn gegen das Licht. Suter ist Leiter Technologie und Mitglied in der Geschäftsleitung der RAMSEIER Suisse AG. «Noch handelt es sich um einen Rohling, der aus eingefärbtem, ursprünglich durchsichtigem R-PET besteht», sagt er, zückt gerade einen weiteren Rohling aus seiner Manteltasche und hält ihn neben den anderen. «Das ist die Zukunft», strahlt er und erklärt, warum dieser neue Rohling für ihn und sein Unternehmen so wichtig ist: «In wenigen Monaten werden wir erstmals original grünes R-PET einsetzen können, das ist für uns ein entscheidender Schritt.» Bis anhin war es in der Schweiz nicht möglich, Rezyklat aus grünen und braunen PET-Getränkeflaschen wieder in den PET-Kreislauf zu bringen. «Dank verschiedener Faktoren können wir dies nun bald umsetzen», ergänzt Christoph Suter, «denn schon seit längerem ist es unser Bedürfnis, auch grüne Flaschen im PET-Kreislauf zu nutzen. Zudem ist dies dank der neuen PET-Verwertungsanlage der Poly Recycling AG in Bilten GL auch technisch möglich.» Unter der Leitung von PET-Recycling Schweiz wurden letzten April zusammen mit den beiden Verwertungsanlagen zwei Arbeitsgruppen gebildet, bei denen neben RAMSEIER auch Feldschlösschen, Nestlé und Rivella dabei sind. Wie Christoph Suter bestätigt, war es das Ziel, die Rahmenbedingungen für die Verwendung von grünem und braunem R-PET in Getränkeflaschen zu entwickeln, «wobei wir bei der Arbeitsgruppe grün dabei sind». Ein wichtiger Schritt sei im Herbst Labortests erfolgreich abgeschlossen waren und die Spezifikation des R-PET konkretisiert wurde.»

Grün ist nicht Grün
Eine weitere Herausforderung für alle Getränkeproduzenten bestehe in der Farbe selbst, so auch für Ramseier, wie Christoph Suter weiter ausführt – Grün sei nicht gleich Grün. «Unsere Flaschenfarben sind genau definiert. Sobald wir das neue, grüne R-PET einsetzen, müssen wir allenfalls mit geringfügigen Farbabweichungen rechnen. Entsprechende Tests werden in den nächsten Monaten durchgeführt. Allerdings erwarten wir, dass die Unterschiede so gering sind, dass sie nicht wahrgenommen werden. Zudem sind wir überzeugt, dass die Umsetzung dieses Nachhaltigkeitsziels auch von unseren Kunden unterstützt wird.» Die Zielsetzung von der RAMSEIER Suisse AG ist klar: «Wir wollen in Zukunft übers gesamte Sortiment hinweg den R-PET-Anteil von heute 45 auf 60 Prozent steigern – und dies dank dem Einsatz von grünem R-PET als Ausgangsmaterial.» Das Recycling im geschlossenen Kreislauf sei 2,4-mal umweltfreundlicher als das konventionelle Recycling für die einmalige Wiederverwendung: «Jede Erhöhung des R-PET-Anteils in PET-Getränkeflaschen erhöht somit den Umweltnutzen des PET-Recyclings massiv.»

Alles wird getestet
Bevor die neuen Produkte aus grünem R-PET jedoch in die Verkaufsstellen kommen, führe RAMSEIER Suisse AG noch verschiedene Tests durch, betont Christoph Suter – und dies sowohl im Herstellungsprozess als auch im Markt. «Erst wenn wir die Resultate ausgewertet haben und alles positiv ausgefallen ist, werden wir mit der eigentlichen Produktion beginnen.» Die Qualitätskontrolle habe dabei auf allen Ebenen höchste Priorität. Christoph Suter schaut der Neuerung mit Freude entgegen: «Wir sind von der Wichtigkeit dieses grossen Schrittes überzeugt und wirklich begeistert, dass es bald losgeht.»
PETflash: Herr van den Dungen, was ist die Herausforderung beim Recycling von grünen und braunen PET-Getränkeflaschen?
Casper van den Dungen: Je nach Verwendungszweck der PET-Getränkeflaschen werden andere Farbstofftypen und -mengen für das Einfärben benötigt. Das Ausgangsmaterial ist deshalb uneinheitlich: Grün ist nicht gleich Grün, und Braun ist nicht gleich Braun. Die Herausforderung war, einen Recyclingprozess zu entwickeln, der für alle grünen und braunen PET-Flaschen funktioniert.
PETflash: Wo lagen die grössten Hindernisse?
Mit dem Trend zu immer leichteren Flaschen steigen die technischen Anforderungen an das Recycling- PET. Unser Prozess musste das berücksichtigen. Bei eingefärbtem PET ist es schwieriger, Verschmutzungen festzustellen. Weil unser R-PET für den Kontakt mit Lebensmitteln bestimmt ist, müssen wir höchste Anforderungen an die Lebensmittelhygiene erfüllen. Selbst kleinste Einschränkungen der Qualität sind nicht akzeptabel.
PETflash: Weshalb ist das Recycling jetzt möglich?
Dank der Eröffnung der hochmodernen Verwertungsanlage im April 2019 haben wir technisch ganz neue Möglichkeiten. Im sogenannten Solid Stater werden Störstoffe durch die gezielte Erhitzung des PET-Granulats verflüchtigt und entfernt. Zudem ermöglicht die Anlage, aus den verschiedenen Grün- und Brauntönen Recycling-PET mit konstant gleicher Farbe herzustellen. Mit dem neu entwickelten Verfahren müssen die Getränkehersteller weder technische noch optische Einschränkungen hinnehmen.