«Aus gebrauchten Batterien werden neue Produkte»
Praktisch 100 Prozent aller Bestandteile von gebrauchten Batterien werden in der Schweiz rezykliert. Ob als Ferromangan, Zink oder Schlacke für die Düngemittelindustrie – was auch immer in den kleinen und grossen Energieträgern drin war, findet eine neue Zukunft. Peter Segura, Leiter Logistik bei der Batrec in Wimmis BE, ermöglicht auf einem Rundgang einen Blick hinter die Kulissen.
Auf dem Gelände der ehemaligen Eidgenössischen Pulverfabrik und heutigen Rheinmetall Nitrochemie in Wimmis befinden sich verschiedene Unternehmen, darunter auch die Batrec Industrie AG. Bei ihr werden aus der ganzen Schweiz gebrauchte Batterien angeliefert, die von den Konsumenten an insgesamt 11'000 Sammelstellen abgegeben wurden. Pro Jahr sind es rund 2800 Tonnen.
Batterie ist nicht gleich Batterie
Wie in jedem Recycling-Prozess steht auch bei der Batrec zuerst die Sortierung auf dem Programm – und dies hauptsächlich manuell. Die Batterien kommen in genormten, schwarzen UN-Fässern nach Wimmis, die aus Sicherheitsgründen sogar über ein Ablaufdatum verfügen. Nach der Ankunft werden die Batterien in Metallkisten, sogenannte Paloxen, umgeleert, um danach zur Grobsortierung zu gelangen. Wie Peter Segura, Leiter Logistik bei der Batrec, erklärt, machen die im Alltag gebräuchlichen Alkaline-Batterien den Grossteil des Gesamtvolumens aus. «Dazu kommen Kohle/Zink-Batterien, Multizellen und Bigblocks, Bleibatterien, Nickel/Metallhydrid- und Nickel/Cadmium- Batterien sowie Lithium-Akkus. Nur Nickel/Cadmium-Batterien geben wir an einen Partner in Frankreich weiter.» Zusätzlich werden sämtliche Fremdstoffe aussortiert, «wir haben dabei einen beträchtlichen Teil an Elektroschrott, wie etwa elektrische Zahnbürsten, die fälschlicherweise über die Batteriesammlung entsorgt werden.»
Nach der Feinsortierung geht es in ein Zwischenlager und schliesslich in die Produktionsanlage. Hier werden die Batterien eingeschmolzen und damit wieder in ihre Bestandteile aufgeteilt. Während 365 Tagen im Jahr und 24 Stunden am Tag läuft hier die Produktion. Überwacht werden die Prozesse vom Kontrollraum aus, um das bestmögliche Resultat zu erreichen. «Es wird dabei nicht einfach nur alles verbrannt», erklärt Peter Segura, «sondern es braucht viel Fingerspitzengefühl, um jederzeit die optimalen Bedingungen im Schmelzofen zu erreichen.»

Zink, Ferromangan und Schlacke
Zuerst geht es für die Batterien durch die 700 °C heissen Pyrolyseöfen, dann kommen sie in den 1500 °C heissen Schmelzofen. In beiden Prozessen werden die verschiedensten Bestandteile des Materials herausgelöst und separiert. «In der Pyrolyse verdampfen Wasser und Elektrolyte, alles Organische wird verkohlt und das Quecksilber lässt sich über die Verdampfung und schliesslich wieder Verflüssigung in der Luftreinigung ebenfalls wieder zurückgewinnen.» Im Schmelzofen verdampft schliesslich auch das Zink und wird über einen Kondensator wieder verflüssigt, um dann in Platten gegossen zu werden. Das Ferromangan aus dem Schmelzofen wird einmal pro Tag in «Maslen» gegossen. Beides wird an Rohstoffhändler verkauft und kann wieder von Neuem verwendet werden. «Die zurückbleibende Schlacke stechen wir in der Nachtschicht ab und gewinnen sie so für die Düngemittelindustrie».
Grossen Wert legt die Batrec auch auf die Reinigung von Abwasser und Abluft. Beides wird über hochkomplexe Systeme so weit von Schadstoffen befreit, um sie wieder in die Umwelt abzugeben. «Staub und Schmutz werden zum Grossteil wieder in den Verbrennungsprozess zurückgeführt, sodass nur ein kleiner Teil davon deponiert werden muss.» Das zeige auch, so Peter Segura, «dass aus gebrauchten Batterien praktisch zu 100 Prozent wieder neue Produkte werden».

Recycling von Batterien in der Schweiz
Batterien gelten als Sonderabfall, entsprechend ist in der Schweiz der Umgang mit gebrauchten Batterien und Akkus gesetzlich geregelt. Die Konsumentinnen und Konsumenten sind verpflichtet, Batterien und Akkus nach Gebrauch an eine Sammelstelle zurückzubringen. Gleichzeitig gilt für alle Verkaufspunkte die kostenlose Rücknahmepflicht. Im Auftrag des Bundesamts für Umwelt (BAFU) erhebt die INOBAT die vorgezogene Entsorgungsgebühr (VEG). Sie finanziert damit Sammlung, Transport und Recycling der gebrauchten Haushaltsbatterien und Akkus sowie Informations- und Werbemassnahmen (z. B. der Battery-Man) für Handel und Bevölkerung. Das Ziel der INOBAT ist, die gegenwärtige Sammelquote von rund 70 Prozent bei gebrauchten Batterien auf den vom BAFU vorgegebenen Zielwert von 80 Prozent zu erhöhen. Die Batrec in Wimmis ist von der INOBAT für das Recycling der Batterien beauftragt.