Syrer, Eritreer, Sri Lanki, Tibeter und Afghanen packten gemeinsam mit an: In Büren an der Aare engagierten sich am diesjährigen Clean-Up-Day der IG saubere Umwelt (IGSU) Bewohner der Asylunterkunft gegen Littering.

Wir schreiben den 9. September 2016: 45 Bewohner der Kollektivunterkunft von Asyl Biel & Region versammeln sich auf dem Vorplatz des Gebäudes, nehmen Abfallsäcke, Handschuhe und Leuchtwesten entgegen und ziehen in Gruppen zu den sogenannten Hotspots: Auf dem Plan stehen die Umgebung der Unterkunft, ein Fussballfeld, das Dorfzentrum und der Baggersee. Da Büren an der Aare grundsätzlich ein sauberes Städtchen ist, begnügt sich das Team nicht mit Abfallsammeln, sondern entfernt auch wuchernde Pflanzen, sogenannte invasive Neophyten. Organisiert haben die Aktion Mirco Nietlisbach, Zivildienstleistender der Kollektivunterkunft, und die Praktikantin Amina Prada.

Im Asylzentrum steht der korrekte Umgang mit Abfall nicht nur am Clean-Up-Day im Zentrum.
Im Asylzentrum steht der korrekte Umgang mit Abfall nicht nur am Clean-Up-Day im Zentrum. (Bild: pixters.ch)

Aus Alt mach Neu

Für die Bewohner der Asylunterkunft in Büren an der Aare steht Recycling nicht nur am Clean-Up-Day im Zentrum. Dass es sich hier gar um Recyclingprofis handelt, wird bei einem Rundgang durch den Garten vor der Unterkunft klar: Ausgediente Pneus wurden zu farbigen Pflanzengefässen umfunktioniert, aus weggeworfenen Holzlatten wurden Geräteschuppen und ein Bienenhäuschen gezimmert. Auch ein Volleyballfeld und ein Fitness-Häuschen sind durch gekonntes Recycling entstanden. «Als ich vor sechs Jahren hierherkam, war hier nur eine Wiese», erzählt Rezene Tsegai aus Eritrea. «Aus den Sachen, die weggeworfen werden, bauen wir neue Sachen», meint er stolz. Laut Markus Schneider, Leiter der Kollektivunterkunft, absolvieren alle neuen Bewohner in den ersten Wochen nach ihrer Ankunft aus den grenznahen Empfangs- und Verfahrenszentren einen Kurs, der sie unter anderem im Umgang mit Abfall schult. «Die Asylsuchenden lernen, wie man Abfall korrekt trennt», erzählt er. Recycling spielt laut Schneider im Alltag der Asylsuchenden eine wichtige Rolle: Neben der Sammlung von bekannten Wertstoffen wie PET oder Alu würden in der Asylunterkunft auch die ausgerissenen Neophyten teilweise wieder verwertet. So entstehe aus manchen Pflanzen ein Springkraut-Goldmelissen-Sirup, der über das zentrumseigene Label «IN LIMBO» zum Kauf angeboten wird.

Alle packten mit an: Die Asylsuchenden sammelten am Clean-Up-Day in Büren an der Aare herumliegenden Abfall ein.
Alle packten mit an: Die Asylsuchenden sammelten am Clean-Up-Day in Büren an der Aare herumliegenden Abfall ein. (Bild: pixters.ch)

Gemeinsam gegen Littering

«Wir engagieren uns das ganze Jahr über für eine saubere Umwelt. Der Clean-Up-Day gibt uns aber die Möglichkeit, auf das Potenzial unserer Bewohner aufmerksam zu machen», so Zivildienstleistender Nietlisbach. «Deshalb steht der Clean-Up-Day von jetzt an auf der Agenda. Schön wäre es, wenn wir nächstes Jahr mit Einwohnern von Büren an der Aare zusammenarbeiten könnten», sagt er und folgt Amelia Wyss ins Gebäude. Die gebürtige Südafrikanerin arbeitet hier als «Herz und Kopf des Cateringteams» und hat heute mit zwei Tibetern gekocht. Der Duft nach Momos, tibetischen Teigtaschen, liegt im Treppenhaus und sorgt dafür, dass die Bewohner pünktlich zum Mittagessen vor ihren Tellern sitzen und sich für den Einsatz am Nachmittag stärken.