Der SPIEGEL lobt die Schweizer
Um dem zunehmenden Verpackungsmüll entgegenzuwirken, hat Deutschland ab dem 1. Januar die Recyclingquote erhöht. Experten stehen dieser Massnahme jedoch kritisch gegenüber. Der SPIEGEL hat Deutschlands Recyclingsystem unter die Lupe genommen und zeigt, wo die Schweiz beim Recycling einen Schritt voraus ist.
Der kürzlich erschiene SPIEGEL-Artikel «der dreckige Rest» bezeichnet das Recyclingsystem Deutschlands als «Mogelpackung». Seit der Einführung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes in den neunziger Jahren sollen Abfälle rezykliert anstatt verbrannt werden. Verpackungen können seither in sogenannten gelben Tonnen oder im gelben Sack kostenlos gemischt gesammelt und verwertet werden. Doch der Artikel zeigt: Heutzutage wird mehr als die Hälfte des deutschen Kunststoffabfalls verbrannt. Für die Entsorgung und Sortierung des gesammelten Abfalls sind die sich konkurrenzierenden Unternehmen des Dualen Systems verantwortlich. Doch der Konkurrenzkampf in der Recyclingbranche führte zu Mogelei, «Schummelquoten» und Billigpreisen für Verpackungen und resultiert darin, dass nur der Handel und die Produzenten profitieren.
Recycling soll belohnt werden
Bei der stofflichen Verwertung besteht also auch dreissig Jahre nach deren Einführung noch viel Luft nach oben. Gründe dafür sieht der SPIEGEL vor allem bei den fehlenden Anreizen für einen Verzicht auf Verbundmaterialien sowie bei der problematischen Plastikvermischung. «Die wahrscheinlich wichtigste Massnahme aber wäre, Recycling und Vermeidung endlich zu belohnen wie in der Schweiz. Die gelbe Tonne, in die man seinen Abfall entlässt, gibt es bei den Eidgenossen nicht. Sie versuchen, ihre Hausmüllmenge so gering wie möglich zu halten. Wertstoffe wie Shampoo Flaschen können sie in die Supermärkte oder zu Sammelstellen bringen. Für den Rest des Hausmülls kaufen die Schweizer «Kehrichtsäcke» und je weniger man braucht und an die Strasse stellt, desto billiger wird es» lobt der SPIEGEL die Schweiz.
Ab dem 1. Januar will Deutschland nun mehr Kunststoffverpackungen rezyklieren und in den Kunststoffkreislauf zurückführen. Dies obwohl bereits an der Erfüllung der vorgängigen, tieferen Recyclingquote gezweifelt wurde. Denn als rezykliert gilt in Deutschland bereits, was in eine Sortieranlage geht und einer stofflichen Verwertung zugeführt wird – auch ein Export nach Malaysia zähle dazu, ist aus dem SPIEGEL-Artikel zu entnehmen. Die Erhöhung der Recyclingquote als Lösung des Problems stösst deshalb in vielen Kreisen auf Skepsis.
Die Initiative «Gelbe Tonne» ist jedoch zuversichtlich und sieht die deutsche Recyclingwirtschaft in Aufbruchsstimmung. Die Erhöhung der Quote soll eine Kreislaufwirtschaft mit mehr stofflichem Recycling fördern.
Sortenreine Sammlung von Wertstoffen als Erfolgsrezept
Die Schweiz setzt im Gegensatz zu Deutschland beim stofflichen Verwerten auf eine Separatsammlung. Gesammelt wird nur, was effektiv rezykliert werden kann und wird. Beim Sammeln wird dabei direkt an der Abfallquelle angesetzt und nach Wertstoffen getrennt. Das ist kosteneffizient und führt zu mehr Reinheit der Wertstoffe. Jean-Claude Würmli, Geschäftsführer von PET-Recycling Schweiz, sieht darin den Schlüssel zum erfolgreichen Recycling: «Mit der Separatsammlung wurde der Grundstein für eine geschlossene Kreislaufwirtschaft mit hohem Umweltnutzen gelegt. Mit PET-Recycling hat die Schweiz beispielsweise ein sehr gut funktionierendes Sammelsystem, womit 83 Prozent der PET-Getränkeflaschen wiederverwertet werden.»
Initiative „Gelbe Tonne“
Die Initiative ist ein Bündnis von Unternehmen der Verpackungsindustrie, über Markenhersteller und Handelsunternehmen bis zu den Dualen Systemen und Recyclingunternehmen. Ziel der Initiative ist ein vernünftiger Umgang mit Kunststoff und Plastikverpackungen sowie eine effiziente und beispielhafte Kreislaufwirtschaft in Deutschland.
Gelber Sack bzw. Gelbe Tonne sind Teil des Dualen Systems in der deutschen Abfallwirtschaft.
Duales System Deutschland
Das Duale System bezeichnet die haushaltsnahe Sammlung und Entsorgung von gebrauchten Verkaufsverpackungen in Deutschland gemäß den Vorgaben der deutschen Verpackungsverordnung.
Es wurde als zweites Entsorgungssystem zusätzlich zum bestehenden öffentlich-rechtlichen Abfallbeseitigungssystem aufgebaut, deshalb der Name „Dual“. Die Entsorgung bzw. Verwertung der bei ihr beteiligten Verkaufsverpackungen organisiert die Duales System Deutschland GmbH. Die DSD GmbH überlässt das operative Geschäft der Sammlung und Sortierung ihren Entsorgungspartnern, dies sind in der Regel private und kommunale Entsorgungsbetriebe.