«Design for Recycling» ermöglicht Wiederverwertung
Die Schweiz und die Europäische Union (EU) nähern sich beim Kunststoffrecycling an. Beide setzen auf «Design for Recycling» zur Verbesserung der Rezyklierfähigkeit von Kunststoff-Produkten.
Recycling hat zum Ziel, dass aus gebrauchten Produkten wieder Wertstoffe werden. Damit dies möglich ist, müssen Produkte so konzipiert werden, dass sie später für das Recycling geeignet sind. Das ist heute mehrheitlich nicht der Fall. Die Sicherstellung der Rezyklierfähigkeit wird «Design for Recycling» genannt. Nur wenn ein Produkt in sortenreine Bestandteile aufgeteilt werden kann, lässt es sich hochwertig rezyklieren. Bei PET-Getränkeflaschen und bei Plastikflaschen ist das heute bereits der Fall. Ganz anders ist die Situation bei den Kunststoff-Verpackungen.
Der Grund dafür liegt in den Funktionen der Verpackungen: Sie dienen primär dem Schutz des Inhalts und bei Lebensmitteln der Verlängerung der Haltbarkeit. Gleichzeitig sollen durch eine clevere Verpackungsweise der Transport optimiert und durch ansprechendes Design der Verkauf gefördert werden. Verpackungen müssen also ganz spezifische und je nach Produkt ganz unterschiedliche Anforderungen erfüllen. Die Folge sind Verbundstoffe aus verschiedensten Kunststoffen oder Materialien, die untrennbar miteinander verbunden sind. Bei Verpackungen wird die Funktion höher gewichtet als die Rezyklierfähigkeit.
Förderung der Rezyklierfähigkeit
Das soll sich nun ändern. Die Europäische Union hat im Januar dieses Jahres die Grundzüge ihrer neuen Kunststoffstrategie präsentiert. Kernstück sind neue Verpackungsvorschriften, welche die Rezyklierfähigkeit verbessern sollen. Die EU setzt konsequent auf «Design for Recycling». Die Vorgabe lautet, dass bis 2030 alle Verpackungen rezyklierfähig sein müssen.
Auch in der Schweiz gehen die Bestrebungen in diese Richtung. Leitsatz 5 des Ressourcen-Trialogs sagt beispielsweise, dass Produzenten, Konsumenten und andere Akteure die Verantwortung für die Umweltauswirkungen von Produkten über den ganzen Lebenszyklus tragen. Die Industrie wird in Zukunft also stärker in die Pflicht genommen. Das Recycling von PET-Getränkeflaschen und Plastikflaschen zeigt, dass die Industrie und der Handel Verantwortung übernehmen, sofern die Rezyklierfähigkeit eines Produkts gegeben ist. Die Fachleute des Bundes (BAFU), der Kantone (Cercle déchets), der Städte und Gemeinden (OKI) und von Swiss Recycling können die gemischte Kunststoffsammlung zum jetzigen Zeitpunkt deshalb nicht empfehlen. Je nachdem, wie sich die Situation entwickeln wird, wird in den kommenden Jahren eine Neubeurteilung vorgenommen.

Das Pferd nicht von hinten aufzäumen
Eine zielführende Diskussion über das Kunststoffrecycling kann erst geführt werden, wenn die Rezyklierfähigkeit von Verpackungen gegeben ist. Obwohl es bei den Anlagen in den letzten Jahren grosse technische Fortschritte gab, können diese nicht mit dem Fortschritt der Verpackungsindustrie mithalten. Erst nachdem bekannt ist, wie die Verpackungen der Zukunft aufgebaut sind, können die dafür notwendigen Sortier- und Verwertungsanlagen gebaut und Sammelsysteme eingeführt werden. Der ambitionierte Zeitplan der EU wird die Verpackungsindustrie (auch in der Schweiz) verändern und damit die Grundlagen für eine Steigerung der Recyclingquoten bei den Kunststoffen schaffen.