Ein Muni für die Umwelt
Das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest ist der sportliche Mega- Anlass der Schweiz. Die Organisatoren in Zug werden dafür sorgen, dass der Anlass zum ersten Mal klimaneutral über die Bühne geht.
Noch ist es ruhig in Zug. Spätestens, wenn am 24. August um 8 Uhr morgens die Schwinger zum ersten Gang in die Hosen steigen, wird die «Kolinstadt »* zwei Tage lang zum Mittelpunkt der Schweizer Sportwelt. Rund 300'000 Besucherinnen und Besucher werden an diesem Wochenende in die Zentralschweiz ans Eidgenössische Schwing- und Älplerfest (ESAF) strömen – und Zug damit für zwei Tage zur drittgrössten Schweizer Stadt machen.
Um für diesen Ansturm gewappnet zu sein, arbeitet das Organisationskomitee unter der Leitung von Heinz Tännler seit 2015 an den Vorbereitungen für den Mega-Anlass. Das OK hat sich zum Ziel gesetzt, das bisher nachhaltigste Eidgenössische Schwingfest durchzuführen. Der Leiter der Stabsstelle Nachhaltigkeit, Andreas Lustenberger, strahlt, wenn er von den eingeleiteten Massnahmen berichtet: «Unser Strom stammt zu 100 Prozent aus nachhaltiger Produktion. In Zusammenarbeit mit der Stiftung myclimate berechnen wir unseren ökologischen Fussabdruck und kompensieren diesen vollständig. Wir sind stolz darauf, dass Zug das erste klimaneutrale Eidgenössische durchführen wird.»
Vermeiden als erster Schritt
Wer sich die Zahlen des letzten Eidgenössischen in Estavayer-le-Lac vor Augen führt, versteht, warum das OK so viel Wert auf die Ökologie legt: 525 Gramm Abfall hat jede der 280’000 Personen auf dem Festgelände damals hinterlassen. In Zug soll es ein Viertel weniger Abfall werden.
Die bewährte Strategie «Vermeiden, reduzieren und kompensieren» wird deshalb konsequent umgesetzt. So konnte mit den Sponsoren vereinbart werden, dass auf das flächendeckende Verteilen von Gratismustern wenn möglich verzichtet wird und dass sich die Sponsoren an den Entsorgungskosten ihrer Gratismuster beteiligen müssen. Die Vermeidungsstrategie wird auch bei den eigenen Produkten angewendet: Anstelle von einem ausführlichen Festführer wird es in diesem Jahr einen Minifestführer geben. 18 Tonnen Papier werden so eingespart.

Konsum von gigantischen Mengen
Spielt das Wetter mit, werden die Schwingfans rund 250'000 Liter Bier, 220'000 Liter Wasser, 110'000 Liter Süssgetränke, 45'000 Liter Most, 16'000 Liter Wein und 6'000 Liter Schnaps trinken und dazu 62'000 Würste, 14'000 Poulets und 8 Tonnen diverses Fleisch verzehren. Ein gutes Geschäft für die Standbetreiber – aber eine gigantische Herausforderung für die Abfallbewirtschafter.
Um die Abfallmenge zu reduzieren, wurde früh die Einführung eines Depotsystems auf Bierflaschen beschlossen. Eine Besonderheit des Systems ist, dass mit dem Depot der Nachhaltigkeitsfonds des ESAF gespiesen wird. «Jeder Depotfranken, der nicht zurückgefordert wird, fliesst in einen Fonds. Damit werden die CO2-Kompensation und verschiedene Umweltprojekte in der Region Zug finanziert», erläutert Andreas Lustenberger. «Die Schwingfans haben so die Möglichkeit, mit dem Verzicht auf das Depot den Umweltschutz zu unterstützen.»
Der nicht vermeidbare Abfall wird so gut wie möglich rezykliert. Auf dem Gelände wird es separate Sammlungen für PET-Getränkeflaschen, Aluminium, Glas und Papier geben. So können die Wertstoffe zurück in den Kreislauf gebracht werden. Auch die Werbeblachen werden wiederverwendet. Nach dem Fest sollen sie zu Taschen und anderen Artikeln vernäht werden. Und selbst das Sägemehl – immerhin rund 90 Tonnen – wird in Form von Biogas und Fernwärme wiederverwertet.
Das Eidgenössische in Zug wird damit im Bereich Ökologie neue Massstäbe setzen. Oder wie Andreas Lustenberger es formuliert: «Als Organisatoren haben wir eine grosse Verantwortung gegenüber der Region. Nicht die Abfallberge, sondern die gute Stimmung und der Sport sollen von dem Fest in Erinnerung bleiben.» Heinz Tännler, OK-Präsident des ESAF 2019, ergänzt: «Das möglichst klimaneutrale Schwingfest ist unser Beitrag zum 2000-Watt-Ziel der Stadt Zug.»
* Nach dem Zuger Kriegshelden Peter Kolin, der 1422 in einer Schlacht die Zuger Fahne rettete.