«Ein Pfand bringt den Service public in Gefahr»
Das Parlament prüft zurzeit eine Pfandforderung auf alle Getränkeflaschen und -dosen. Mit diesem Vorstoss will Nationalrat Alois Gmür das Littering-Problem lösen und die Recyclingquote erhöhen. Im Interview erklärt Alex Bukowiecki, Geschäftsführer Schweizerischer Verband Kommunale Infrastruktur (SVKI), welche Auswirkungen ein Pfand auf Städte und Gemeinden und auf ihr Entsorgungsangebot hätte.
PETflash: Herr Bukowiecki, was haben Städte und Gemeinden mit der Sammlung von Getränkeverpackungen zu tun?
Alex Bukowiecki: Städte, Gemeinden und Abfallzweckverbände garantieren einen konstanten Service public für die Bevölkerung und haben sich als kompetente und zuverlässige Partner in der Abfallwirtschaft bewährt. Sie bieten an zentralen Orten einfache und umfassende Recyclingmöglichkeiten an, auch für Getränkeverpackungen aus Glas, PET und Alu. Dies wird von der Bevölkerung sehr geschätzt.
Inwiefern wären die kommunalen Sammelstellen von einem Pfand betroffen?
Mit einem Pfand müssten rund 300‘000 Tonnen Getränkeverpackungen, die bis jetzt von den Gemeinden gesammelt werden, vom Detailhandel übernommen werden. Dafür müsste der Detailhandel Platz schaffen und eine neue Logistik aufbauen. Das sieht auf den ersten Blick nach weniger Arbeit für die Gemeinden aus. Die meisten Gemeinden und Städte wollen jedoch weiterhin ein gutes Recyclingangebot für möglichst viele Wertstoffe anbieten, sonst hätten sie nicht Millionenbeträge in die gute und bewährte Sammelinfrastruktur, zum Beispiel in Werkhöfe, Quartiersammelstellen oder Unterflurcontainer, investiert. Mit einem Pfand wären diese getätigten Investitionen für ein zeitgemässes Entsorgungsangebot von Städten, Gemeinden und auch privaten Dienstleistern verloren. Für die Bevölkerung wäre es besonders ärgerlich, dass an den Gemeindesammelstellen keine Glas- und PET-Getränkeflaschen sowie keine Aludosen mehr entsorgt werden könnten.

Welche weiteren Auswirkungen hätte dies auf Städte und Gemeinden?
Diese Verlagerung hätte auch finanzielle Folgen. Heute erhalten die Städte, Gemeinden und Zweckverbände für ihre Sammeltätigkeit Einnahmen aus den vorgezogenen Entsorgungsgebühren und Recyclingbeiträgen. Mit einem Pfand müssten Städte und Gemeinden folglich auf 30 Millionen Franken verzichten.
Würde ein Pfand das Littering und damit die Reinigungskosten reduzieren?
Auf die Reinigungskosten der Städte hätte ein Pfand kaum einen Einfluss. Denn Zigarettenstummel, Zeitungen, Flyer oder nicht rückgabefähige Getränkeverpackungen wie Getränkekartons, die 93 Prozent des Litterings ausmachen, müssten weiterhin eingesammelt werden. Um Littering zu reduzieren, muss vielmehr der bewährte Massnahmenmix aus Sensibilisierung, dichter Sammelinfrastruktur und Littering-Bussen weiterverfolgt werden.