Von der Seife zur Seife
Wie in einer Perlenkette werden in der Stiftung WohnWerk in Basel aus gebrauchten Hotelseifen wieder ganz neue Produkte hergestellt. Das Seifen-Team unter der Leitung von Pia Tanner ist bestens eingespielt und funktioniert im Alltag meist ganz ohne Begleitung.
Damit es aus benutzten Seifen wieder neue gibt, braucht es einen klaren Ablauf. Grundlagen dafür waren einerseits zwei Bachelor-Studien, welche die Machbarkeit und die hygienischen Herausforderungen klärten, andererseits die Erfahrungen aus der Praxis. «Wir haben mit einfachen Mitteln einen Ablauf definiert», erklärt Pia Tanner, «und in den letzten zwei Jahren immer wieder angepasst und optimiert.» Dabei kommen ganz alltägliche Arbeitsinstrumente zum Einsatz, welche die Mitglieder des Seifenteams einfach nutzen können. «Geschützt werden unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch einen Atemschutz sowie Armstulpen. Um die hygienischen Vorgaben zu erfüllen, tragen sie zudem Hauben.»
Station 1: Eingang der Seifen
Die Seifen werden von SapoCycle angeliefert. Dabei werden nur immer Seifen mit denselben Inhaltsstoffen verwendet, sprich aus demselben Lot verwertet. Das sind Seifen, die zum Beispiel aus einem einzigen Hotel stammen. Gemäss Pia Tanner brauche es pro Lot mindestens 30 Kilogramm, damit es sich lohne. «Jede Seifenproduktion verfügt über einen Laufzettel, auf dem klar nachvollziehbar ist, von wo die Produkte herstammen und wann sie verarbeitet wurden.
Station 2: Flächenbehandlung
Christian Häfeli schneidet mit einem Käsehobel den obersten Millimeter der Oberfläche mit einem Käseschaber ab. Nur in dieser äussersten Schicht befinden sich gemäss Pia Tanner die Bakterien, darunter sind die Seifen sauber.

Station 3: Ränder
Hier kontrolliert Remo Rivolta, ob seine Kollege alles gut gemacht hat und entfernt mit einem Apfelschäler die äusserste Schicht der Ränder. Danach kommen die Seifen in eine Kiste.

Station 4: Häckseln
Jetzt gibt er die Seifen portionenweise in eine umgebaute Küchenmaschine, wo sie gehäckselt und somit verkleinert werden.

Station 5: Pulverisierung
Das Material wird mittels eines Passevites weiter zerkleinert und in 5 kg-Fässer abgefüllt.
Station 6: Anrühren
Das Seifenpulver wird hier je nach Ausgangsmaterial mit einer genau definierten Menge an destilliertem Wasser angerührt, um eine Masse zu schaffen, die in der Seifenmaschine weiterverarbeitet werden kann. Insgesamt werden hier 56 verschiedene Arten Seifen hergestellt.
Station 7: Produktion
Anders als bei den anderen Arbeitsstationen steht hier eine originale Seifenmaschine aus dem Gildewerk in den Niederlanden. Diese wurde für die Bedürfnisse entsprechend angepasst – und auf den Namen Daisy getauft. Wie Pia Tanner erklärt, handelt es sich um einen so genannten «Extruder», bei dem das Material durch Pressung erhitzt wird und somit wieder formbar gemacht wird. Bedient wird die Maschine von Angelo Antonazzo, der auch darauf achtet, dass die Rohseifenstücke in der richtigen Länge sind sowie sauber und gut ausschauen.

Station 8: Zuschneiden
Christine Käsli unterteilt das Rohstück mittels einer eigenen, aus einer Eierschneider ähnlichen Vorrichtung in vier gleich grosse Stücke und reicht sie gleich ihrem Kollegen weiter. Restteile gibt sie direkt wieder zurück in die Seifenmaschine.
Station 9: Veredlung mit Logo und Verpackung
Karl Hofer veredelt die Seifenstücke mit dem SapoCycle- oder einem anderen Logo. Danach schichtet er diese schön zum Trockenen auf, was etwa fünf Tage benötigt. Anschliessend werden sie in Kisten verpackt, die je 170 Seifen à 100 Gramm enthalten und somit 17 Kilogramm schwer sind. Von hier werden sie dann an Organisationen im In- und Ausland übergeben. Zu den Empfängern gehören etwa das Rote Kreuz, Asylorganisationen oder konkrete Projekte in Entwicklungsländern.
Bei WohnWerk kommen gemäss Pia Tanner je zwei Teams à acht Personen zum Einsatz. Pro Jahr stellen die Seifenteams dabei rund 4 Tonnen Seife her, seit Beginn waren es 15,3 Tonnen. Vom angelieferten Material bleiben rund zehn Prozent Abfall übrig, den sie aus hygienischen Gründen entsorgen müssen. WohnWerk erhält für die Seifenproduktion von SapoCycle einen finanziellen Beitrag, der wiederum über Spenden finanziert wird. Die Seifen selbst erhält die Stiftung von den Hotels gratis – und SapoCycle gibt die rezyklierten Seifen auch wieder kostenlos weiter. «Für uns ist die Produktion eine wertvolle Arbeit, bei dem unsere Mitarbeitenden relativ unabhängig etwas Neues erschaffen können, was nicht nur zu viel Befriedigung, sondern auch für gesunden Stolz führt – und so ist die Seifenproduktion für uns ein Glücksfall.»
