Ein zweites Leben für vergessene Pelze
Echte Pelze sind in Verruf geraten. Und doch hangen sie noch in vielen Kellern und Dachboden herum. Mode-Designer Adrian Reber ermöglicht ihnen mit liebevollen neuen Kreationen einen zweiten oder dritten Frühling.
Im letzten Sommer hauchte Adrian Reber alten Badetüchern neues Leben ein, indem er sie zu neuer, aufsehenerregender Alltagsmode umfunktionierte. Noch mehr freut sich der Berner Mode-Designer auf den Winter, wenn er sich seinem liebsten «Material» zuwenden kann – alten Pelzen. Diese holt er wortwörtlich aus den dunklen Ecken zahlreicher Keller und Winden oder rettet sie an Flohmärkten vor dem ewigen Ladenhüter-Dasein. Dabei ist ihm klar, dass sie umstritten sind und geächtet werden: «Doch stellt sich die Frage, ob für vorhandene Pelze die einzige Alternative wirklich die Entsorgung oder das Verbrennen sein kann.»

Neues Leben für alte Pelze
Schon während seiner Ausbildung in Paris und bei einem Zwischenstopp bei Saga Furs in Kopenhagen hat sich Adrian Reber mit dem edlen Material befasst – und dabei immer wieder die Fachwelt mit neuen Kreationen überrascht. «Zudem habe ich mir bei einem der letzten Schweizer Kürschner das Fachwissen im Umgang mit Pelzen angeeignet.» Heute verarbeitet er keine neuen Pelze mehr, sondern erweckt alte Mäntel und Jacken zu neuem Leben. «Dabei geht es mir auch darum, den damals getöteten Tieren mit meinen neuen Kreationen Respekt entgegenzubringen.» Dass er sich damit manchmal auch in die Nesseln setze, sei ihm bewusst, «aber ich stehe dazu, dass es die schlechtere Variante wäre, die Pelze zu vernichten ». Aus den meist jahrzehntealten Pelzen fertigt Adrian ganz neue und – für ihn ganz typisch – überraschende Kreationen an, «es handelt sich ganz gemäss meiner Grundphilosophie um Upcycling». Es entstehen zum Beispiel neue Herrenjacken, auf Wunsch auch auf Mass, «oder ein Pullover mit einem Hasenfell, das sonst weggeworfen worden wäre».