Auf vielen Ebenen funktioniert der Flughafen Zürich wie eine eigene Stadt. Das ist auch beim Thema Abfall nicht anders. Entsprechend ausführlich und klar ist das Abfallmanagement des Bereichs Airfield Maintenance der Flughafen Zürich AG. Ein Augenschein vor Ort mit Dirk Kauffeld, dem Leiter der Sektion Wasser- und Abfallbewirtschaftung.

Mit grösster Vorsicht fährt Dirk Kauffeld über das Vorfeld am Flughafen Zürich. Immer wieder muss er Rollwege kreuzen oder ein Flugzeug abwarten. Der Leiter der Sektion Wasser- & Abfallbewirtschaftung innerhalb der Airfield Maintenance der Flughafen Zürich AG kennt die Wege und die gesamte Infrastruktur in- und auswendig. Im Dock E angekommen hält er an, steigt aus und weist auf ein herumliegendes Plastikteil hin: «Hier am Flughafen sind alle Mitarbeitenden gehalten, alles aufzuheben und es richtig zu entsorgen. » FOD heisse solcher herumliegende Abfall – und genauso sind die Abfalleimer überall im Pisten und Standplatzbereich angeschrieben: «Foreign Object Debris» lautet der ausgeschriebene Name oder sinngemäss auf Deutsch «Nicht dahin gehörender Fremdkörper». Das Plastikteil kommt sofort in den FOD-Eimer bei der Fingerdock-Treppe. «In einer Testphase haben wir nun sogar einen Teil der FOD-Behälter mit Sensoren ausgestattet», fügt Dirk Kauffeld an, «sodass wir jederzeit gewährleisten können, dass kein Behälter überläuft und wir gleichzeitig die Eimer erst dann leeren, wenn es sich auch lohnt – das spart Zeit und Treibstoff.»

FOD-Eimer, da müssen alle «Foreign Object Debris» rein.
FOD-Eimer, da müssen alle «Foreign Object Debris» rein.

Klare Richtlinien

Während es beim herumliegenden Abfall im Flugbereich vor allem um Sicherheit geht, stehen an allen anderen Orten Sauberkeit und Ordnung im Vordergrund. Entsprechend klar sind die Richtlinien der Flughafen Zürich AG, wie mit dem Abfall umgegangen wird. «In erster Linie wollen wir Abfälle vermeiden », erklärt Dirk Kauffeld, «das betrifft vor allem unsere Kunden und Partner am Flughafen selbst, wie Airlines oder Läden.» Erreicht wird dies einerseits durch Aufklärung, andererseits aber auch über finanzielle Anreize – wer Abfall vermeidet oder trennt, spart Geld.
«Alle unsere Kunden bezahlen genau für den Abfall, den wir von ihnen übernehmen.» So füllen Kunden ihre schwarzen Container mit Kehricht, die blauen mit Zeitungen und Karton. «Jeder Container ist mit einem Transponder ausgerüstet, der ihn dem jeweiligen Abfallerzeuger zuordnet. Beim Abholen werden Gewicht und Art des Abfalls automatisch festgestellt und direkt in ein zentrales Abrechnungssystem übermittelt. » Mit Sensoren ausgestattete FOD-Abfalleimer und über Transponder funkende Container machen eines ganz deutlich: Abfall macht am Flughafen Zürich erfinderisch. Dirk Kauffeld bestätigt dies: «Der Umgang mit Abfall kann immer verbessert werden. Und da braucht es gute Ideen.» Immer wieder sitzt er mit seinen Mitarbeitenden zusammen und bespricht die scheinbar unmöglichsten Ideen, um weitereVerbesserungen auszutüfteln. Bei der Umsetzung haben wir immer die Prozessoptimierungen unter Einbezug der betriebswirtschaftlichen Aspekte im Fokus.»

Abfall ist Wertstoff

Abfall am Flughafen Zürich ist primär aber Wertstoff. Das bestätigt auch das Bild auf dem Werkhof, wo unter anderem Papier/Karton, Glas oder PET zentral gesammelt werden, um diese dem Recycling zukommen zu lassen. Für Dirk Kauffeld ist der Umgang mit dem Enteiserabwasser ein weiteres gutes Beispiel für den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen: «Es ist bei uns kein Abfall mehr – und erscheint auch nicht mehr in den Abfallstatistiken. » Schwach belastetes Enteiserabwasser komme entweder über eine Verregnungsanlage auf Grünflächen, wo Mikroorganismen das Enteisermittel abbauen, oder werde in Retentionsfilterbecken behandelt und danach in die Glatt abgeleitet. «Hochkonzentriertes Enteisermittel wird wiederaufbereitet und als Roh- und Hilfsstoff in den Wertstoffkreislauf zurückgeführt.»

Ausgeleert zum Recycling

Zum Schluss des Abfallrundgangs macht Dirk Kauffeld auf eine weitere Neuerung aufmerksam, die ebenfalls auf einer guten Idee basiert: «Noch immer dürfen Passagiere keine vollen PET-Getränkeflaschen durch die Sicherheitskontrolle mitnehmen. Während diese in der Vergangenheit mit der Flüssigkeit drin einfach weggeworfen und als Kehricht entsorgt wurden, haben wir nun ein neues System entwickelt.» Neben den blauen PET-Sammelcontainern steht hier ein eigens entwickelter Flüssigkeitssammler, in den das Getränk ausgeleert wird, und danach kann die PET-Getränkeflasche wie gewohnt rezykliert werden. «Somit haben wir auch hier wieder Ressourcen geschont. Die PET-Getränkeflaschen können nun rezykliert werden und die Flüssigkeiten werden in externen Vergärungsanlagen zu Gas umgewandelt, woraus wieder Strom oder Fernwärme erzeugt werden – alles bei gleichzeitiger Reduzierung der Entsorgungskosten.»

 

Clevere Idee: Getränk weggeschüttet, Flasche rezykliert.
Clevere Idee: Getränk weggeschüttet, Flasche rezykliert.