Die Sammlung von gemischten Kunststoffen aus dem Haushalt hat im Verhältnis zu den Kosten einen geringen Umweltnutzen. Das ist eines der Resultate der Studie «Kunststoff Recycling und Verwertung (KuRVe)», welche das Bundesamt für Umwelt (BAFU), acht Kantone und mehrere Verbände durchgeführt haben.
Viele Konsumentinnen und Konsumenten finden es störend, dass der Plastikanteil in ihren Abfallsäcken so hoch ist. Sie sind bereit, sich zu engagieren und verschiedene Plastikverpackungen zu sammeln. In einigen Schweizer Gemeinden wird deshalb die Sammlung von gemischten Kunststoffabfällen angeboten. Die Studie KuRVe aber belegt nun, dass das gemischte Sammeln aller Plastikverpackungen aus dem Haushalt die tiefste Ökoeffizienz aufweist: Der Umweltnutzen ist mit dem heutigen Stand der Technik klein und die Kosten sind unverhältnismässig hoch. Die Kunststoffe sind chemisch und physikalisch zu verschieden und somit für ein sinnvolles Recycling ungeeignet. Daher erstaunt es nicht, dass Separatsammlungen punkto Kosten-Nutzen-Effizienz unübertroffen sind.
Umweltnutzen hängt von Qualität ab
Der Umweltnutzen hängt also entscheidend von der Qualität des gewonnenen Rezyklats ab und der damit verbundenen Möglichkeit, neues Material zu ersetzen. Die Studie kommt deshalb zum Schluss, dass die separate Sammlung von PET-Getränkeflaschen die höchste Ökoeffizienz hat, gefolgt von der Separatsammlung von Plastikflaschen und Getränkekartons. Bei der gemischten Kunststoffsammlung hingegen liegt das Verhältnis von Kosten zu Nutzen bei nur etwa einem Drittel der Effizienz des PET-Recyclings.

Geringer ökologischer Vorteil
Mit der gemischten Kunststoffsammlung wird zu viel gesammelt, was verbrannt werden muss. Und vieles, was letztlich rezykliert werden kann, hat keinen nennenswerten ökologischen Vorteil. Gemäss Studie können gerade einmal zwischen 25 und 35 Prozent für die Herstellung hochwertiger Produkte verwendet werden. Dazu ein Rechenbeispiel: Gemäss der Studie könnten mit der gemischten Kunststoffsammlung pro Jahr und Person zwar rund 14 Kilogramm Kunststoffe zusätzlich gesammelt werden, letztlich muss aber der grösste Teil davon verbrannt werden. Der sich daraus ergebende potenzielle ökologische Nutzen entspricht etwa der Einsparung einer Autofahrt von nur 30 Kilometern pro Person und Jahr. Zum Vergleich: 23,8 Kilometer legt jede Schweizerin und jeder Schweizer im Schnitt schon allein in einem einzigen Tag mit dem Auto zurück. Die drei Verbände Swiss Recycling, OKI, das Kompetenzzentrum für Infrastrukturfragen in Städten und Gemeinden, sowie der Verband der Betreiber Schweizerischer Abfallverwertungsanlagen (VBSA) kommen ebenfalls klar zum Schluss, dass auf absehbare Zeit die gemischten Kunststoffabfälle aus Haushalten in den Abfallsack gehören.

Sammeln allein ist noch kein Umweltschutz
Die Studie KuRVe liefert wichtige grundsätzliche Erkenntnisse für das Kunststoffrecycling in der Schweiz. Deshalb lancieren BAFU und Kantone anlässlich einer Kunststoff- Tagung Mitte November die grosse Diskussion zur Zukunft des Kunststoffrecyclings. Es gilt nun herauszufinden, mit welchen Massnahmen man einen möglichst hohen Beitrag zum Umweltschutz leisten kann. Das Sammeln allein ist noch kein Umweltschutz. Nur Stoffe, die auch rezyklierbar sind, sollen gesammelt werden, denn nur wenn daraus etwas Neues, Nachhaltiges gemacht wird, lohnt sich der Aufwand. Eigentlich geht es aber um den Grundsatz «Reduce, reuse and recycle », und zwar in dieser Reihenfolge. Am wichtigsten ist, dass die Menge der Plastikverpackungen, vor allem durch länger haltbare Produkte, reduziert wird. Danach liegt der Fokus auf dem sogenannten «Design for Recycling». Das heisst, Verpackungen werden so produziert, dass sie am Ende überhaupt einem Recycling zugeführt werden können. Für ein sinnvolles Recycling sind schliesslich nationale und effiziente Sammelsysteme entscheidend.
Weitere Informationen zur Studie: www.carbotech.ch/kurve