Grüngut, biogener Abfall oder Biomasse – das sind drei Bezeichnungen für alles, was an organischem Material aus Garten und Küche gesammelt und innerhalb eines Kreislaufs bestens wiederverwertet werden kann. Zum Beispiel in Form von Biogas oder Kompost. Ein Besuch in der Weiherhus Kompost AG in Blatten/LU.
Ein Griff in das angelieferte Grüngut macht das Hauptproblem bei der Verwertung bereits deutlich: Plastik. Für Jonas Meierhans, Betriebsleiter bei der Weiherhus Kompost AG in Blatten/LU, die grösste Herausforderung. «Plastik ist für den Recycling-Kreislauf besonders schädlich, weil es kaum mehr zu eliminieren ist, wenn es einmal im Material drin ist.» Und dabei werde alles unternommen, um bei der ersten Sortierung sämtliche Fremdstoffe zu beseitigen. Und dies zuerst von Hand, was Jonas Meierhans angesichts der Geruchsemissionen für seine Mitarbeitenden als hoch belastend einschätzt. «Drei bis vier Personen stehen dabei höchstens drei Stunden am Stück am Laufband und sortieren alles heraus, was nicht ins Grüngut gehört. Es ist jedoch unmöglich, hier alle Fremdstoffe herauszubekommen.» Der Blick ins «interne Museum» zeigt, was neben dem Plastik alles mit dem Grüngut angeliefert wird: «Vor allem Gartengeräte, Besteck, aber auch grössere Objekte, ein Kinderwagen, eine Kaffeemaschine und vor den Sommerferien traurigerweise immer wieder tote oder noch lebende Tiere, die wir in einem solchen Fall an eine nahe Zoostation übergeben.»
Strom, Fernwärme und Kompost
Nach der manuellen Sortierung kommt das Grüngut in einen Schredder, um es weiter zu zerkleinern. Grobe Stücke werden aussortiert, während das feine Material über ein Förderband in die Biogasanlage transportiert wird. «Hier wird es mit Gülle vermischt, die wir von lokalen Bauern erhalten, um energetisch möglichst viel aus der Biomasse herauszuholen», erklärt Jonas Meierhans. Mit dem Biogas werden zwei Motoren betrieben, die pro Jahr
rund 3,5 Millionen kWh Strom erzeugen, der in das lokale Netz eingespiesen wird. Genauso wie der Strom der 10’000 Quadratmeter grossen Photovoltaik-Anlage auf dem gesamten Dach. «Zusätzlich nutzen wir die Abwärme für das Heizen einiger Weiler und der Kirche in der Nähe.»
Nach dem Durchlauf durch die Biogasanlage wird die Gülle dem Material wieder entzogen und angereichert den Bauern zurückgegeben. «Was nun übrig bleibt, kommt für ein halbes Jahr in den so genannten Rottungsprozess. Bei 80 Grad Celsius und 100 Prozent Luftfeuchtigkeit lagern wir das Material ein und wälzen es zwei Mal um.» Am Schluss wird alles mehrmals gesiebt, «bevor das Endprodukt, ein hochwertiger Gartenkompost, in den Verkauf kommt und sich der Kreis in Gartenbeeten, auf Äckern oder in Balkontöpfen wieder schliesst – und dies im Interesse aller möglichst ohne Plastik.»
Mehr zum Weiherhus: www.weiherhus.ch
Alles rund ums Grüngut: www.biomassesuisse.ch
«Toni Grün» machts vor
Um die Bevölkerung auf das Thema «Fremdstoffe im Grüngut» und den wertvollen Kreislauf aufmerksam zu machen, führt der Gemeindeverband Recycling Entsorgung Abwasser Luzern (REAL) bis im Oktober eine breit angelegte Grüngut-Kampagne mit zahlreichen Anlässen durch. Toni Grün ist das Gesicht der Kampagne. REAL sammelte 2016 im Verbandsgebiet mit 22 Gemeinden und 224´000 Einwohnern rund 22´000 Tonnen Grüngut. Für Yudi Seren, Verantwortliche Marketing und PR bei REAL, ist es wichtig, immer wieder auf die Problematik der Fremdstoffe hinzuweisen: «Wir haben zwar diesbezüglich relativ konstante Zahlen, wollen aber den Fremdstoffanteil weiter senken – insbesondere, was das Plastik angeht.» Denn je reiner das Grüngut in die Verwertung komme, desto einfacher und günstiger gestalte sich der Prozess und desto hochstehender sei am Schluss auch die Qualität des Komposts. So kann auch der Grüngut-Kreislauf nachhaltig und umweltfreundlich geschlossen werden.
Weitere Informationen: www.real-grüngut.ch
Womit ist «Toni Grün» zufrieden?
Rüst- und Gartenabfälle, Kaffeesatz, Teekraut, Blumen, Pflanzen, Christbäume, Äste, Zweige, Wurzeln, Rasenschnitt, Laub etc.
Wo sieht «Toni Grün» rot?
Speisereste, Katzenstreu, Hundekot, Asche, Plastiksäcke, Verpackungen, Kaffeekapseln, Medikamente, Glas, PET, Batterien, Metall, Alu, Steine, Tierkadaver, Töpfe, Karton, Sand, Füllmaterial aus Maisstärke etc.
Weitere Infos: www.real-luzern.ch/gruengut.html