In der Perlen Papier AG in der gleichnamigen Luzerner Gemeinde wird aus Altpapier wieder druckfrisches Recyclingpapier. Insgesamt sieben Mal können Papierfasern wieder aufbereitet und neu verwendet werden. Ein Besuch vor Ort.
Die Dimensionen in der Anlieferung der Papierfabrik der Perlen Papier AG sind gewaltig: und dies nicht nur bei den Ablage- und Lagerflächen, sondern auch den im Einsatz stehenden Schaufelbaggern. Neben ihnen wirken sogar die üblichen LKWs klein. Das Altpapier wird hier von einzelnen Gemeinden oder von Papierhändlern per Bahn oder Lastwagen angeliefert. Anschliessend kommen die besagten Monsterbagger zum Einsatz, um die verschiedenen angelieferten Chargen gut zu durchmischen. Wie Klaus Gödrich, Leiter Halbstoffe bei der Perlen Papier AG, auf dem Rundgang durch den Papierrecyclingprozess gleich zu Beginn erläutert, habe das auch seinen Sinn: «Je nach Anlieferung erhalten wir bessere oder schlechtere Qualität – das heisst mit mehr reinem oder mehr durchmischtem Material. Um insgesamt ein regelmässiges und dadurch optimales Ergebnis im Recycling zu erhalten, durchmischen wir gleich zu Beginn alles miteinander.»
Waschen, sortieren und Farbe entfernen
Erst danach wird das gut gemischte Rohmaterial vom Schaufelbagger auf ein Laufband geschüttet, von wo aus es ab in die «Waschmaschine» geht. Dabei handelt es sich um eine riesige, mit Wasser, Seife und Natronlauge gefüllte Trommel, in der die Papierfasern von der Druckfarbe befreit werden. Anschliessend werden in einer mechanischen Sortierung alle Fremdstoffe, wie Heftklammern oder Schnüre, entfernt. «Im nun folgenden sogenannten Deinking-Prozess geht es darum, rund zwei Drittel der abgelösten Farbpartikel zu entfernen», erklärt Klaus Gödrich, «der Rest wird für das menschliche Auge unsichtbar gemacht.» Der anfallende Farbschlamm wird in einer modernen Verbrennungsanlage verbrannt, wobei sich gleichzeitig über die Prozesswärme Strom gewinnen lässt. «Dank geschlossener Wasserkreisläufe sorgen wir zudem für den Schutz der Umwelt, sparen damit Frischwasser und Heizenergie ein und verringern damit die Abwassermenge. » Ein Teil des durch die Produktion verschmutzten Wassers werde aus den Wasserkreisläufen ausgeschleust, in der internen Abwasserreinigungsanlage gereinigt und unter Einhaltung der Grenzwerte gemäss Gewässerschutzverordnung in den Werkkanal eingeleitet. Nach dem Sortieren und Waschen bleibt der sogenannte «dip» übrig – der «deinked pulp». «Das Material kommt dabei der ursprünglichen Faser sehr nahe.»
Mit 110 km/h durch die Papiermaschine
Insgesamt lässt sich gemäss Klaus Gödrich eine Papierfaser rund sieben Mal rezyklieren. «Aus einer Tonne Altpapier erhalten wir durch den Recyclingprozess rund 800 kg Frischfasern.» Bei der Perlen Papier AG entsteht aus diesem Rohmaterial entweder Zeitungspapier oder das LWC-Paper («light weight coated paper»), das noch eine leichte Farbschicht enthält. «Pro Sorte verfügen wir über je eine Papiermaschine, die beide zu den grössten der Welt gehören. » Bei der Verarbeitung rast das neue Material mit 1850 Metern pro Minute respektive rund 110 Kilometern pro Stunde durch die Anlage. «Das fertige Papier kommt auf zehn Meter breite Rollen, von wo aus das Papier je nach Wünschen der Kunden weiter konfektioniert wird.»
Wie bereits zu Beginn des Rundgangs ist auch das Resultat am Schluss von den Dimensionen her beeindruckend: Klaus Gödrich stellt sich neben eine soeben fertiggestellte Papierrolle und versucht sie zum Drehen zu bringen, «was fast nicht möglich ist, denn sie ist rund 100 Tonnen schwer».
Papier und Karton sammeln – am besten getrennt
Gegenüber der Herstellung von neuen Fasern ist das Rezyklieren von Papier und Karton umweltfreundlicher. Altpapier
ist zudem ein günstiger Rohstoff, ohne den die schweizerische Papier- und Kartonindustrie wirtschaftlich kaum überlebensfähig wäre. 2014 wurden in der Schweiz über 1,3 Mio. Tonnen Altpapier gesammelt, was einer Sammelquote
von 81 Prozent entspricht. Papier und Karton werden am besten separat gesammelt. Damit wird die Qualität der Sekundärrohstoffe verbessert, der Umweltnutzen erhöht und die Anforderungen der Papierindustrie erfüllt. Papier und Karton werden je nach Ortschaft regelmässig abgeholt oder können in Gemeindesammelstellen entsorgt werden. Zum Bündeln sollten nur Schnüre und keine Papiertragtaschen, Kunststoff- oder Klebebänder verwendet werden.
Was in welche Sammlung gehört – und was nicht
Papier | Karton |
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Papier Alle Arten von Papier (auch Hochglanzpapier), Zeitungen, Zeitschriften und Prospekte ohne Beschichtung, Bücher ohne Buchdeckel, Couverts aus Haushaltssammlungen (auch mit Fenster) | Karton Unbeschichteter Karton, saubere Eier-, Früchte- und Gemüsekartons, saubere Pizzaschachteln, Ordner (ohne Metallteile), Taschenbücher, Telefonbücher, leere Waschmittelkartons, Papiertragtaschen, grosse Mengen Couverts (Industrieabfälle), Schredderware aus Aktenvernichtern sowie Zucker- und Gelierzuckerbeutel |
Weder in die Papier- noch Kartonsammlung gehören:
Backpapier, Blumenpapier, beschichtetes Papier sowie Karton mit dünner Plastikfolie, Fotobücher, Futtermittelsäcke, Suppenbeutel, Tiefkühlprodukte-Schachteln, verschmutzter Karton, nassfestes Papier, Metzgerpapiere (Silikonpapier), Servietten, kunststoffbeschichtetes Papier, Getränkekarton (Tetrapak), Klebeetiketten oder -bänder, Fremdstoffe wie Styropor oder Metall
Weitere Informationen: www.perlen.ch, www.swissrecycling.ch