Plastik ist nicht Plastik. Und nicht alles Plastik ist PET. Und schon gar nichts ausser einer PET-Getränkeflasche gehört in die PET-Getränkeflaschensammlung. Eigentlich logisch? Leider nicht. Immer mehr sorgen Fremdstoffe im Sammelgut für Ärger und erschweren den PET-Kreislauf. Beim Interview mit Peter Wittwer, Leiter Qualität/Controller bei der RecyPET AG, wurden ein paar falsche Freunde vorgestellt.

Herr Wittwer, warum kann ich nicht einfach alles Plastik in die PET-Getränkeflaschensammlung einwerfen?
Peter Wittwer: Jeder Kunststoff hat seine spezifischen Eigenschaften und nicht jeder eignet sich gleich gut zum Recyceln. Weiter gibt es Kunststoffe, die sich für den Kontakt mit Lebensmitteln gar nicht eignen, etwa PVC.

Aber PET ist PET, da wird meine Früchteschale aus PET bei den Getränkeflaschen doch kein Problem sein?
Die RecyPET AG hat vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) den klaren Auftrag*, nur PET-Getränkeflaschen zu verarbeiten. So will man eine Kontamination mit anderen Stoffen verhindern. Zudem sind Verpackungen wie etwa Früchteschalen auch häufig mehrschichtig, und nicht alle Schichten lassen sich recyceln.

Wenn alles geschreddert und gereinigt ist, merkt doch niemand, was es früher einmal war, oder?
Das stimmt bis zu einem gewissen Grad schon, aber niemand will die Risiken von Kreuzkontaminationen eingehen. Wer garantiert mir, dass ein Konsument nicht ein PVC-Teil gleich mit entsorgt hat und somit das PET verunreinigt und für die Lebensmittelverpackungen unbrauchbar macht? Bezogen auf die Reinheit des Rezyklates arbeiten wir hier gezwungenermassen im Millionstel-Bereich (technisch ausgedrückt: in «parts per million»/ppm).

Aber es wird doch eh alles sortiert, wieso muss ich mich beim Sammeln dann darum bemühen, nur PET-Getränkeflaschen einzuwerfen?
Die Sortierung wird in einem ersten Schritt maschinell und in einem zweiten manuell durchgeführt. Diese Sortierungen erreichen aber nie 100 Prozent. Sprich, es bleibt immer ein Rest Fremdstoffe im Produkt. Die Sortierung nach dem Schreddern, Waschen und dem Hauptprozess beim Recyceln gibt eine Ausschussquote von Fremdstoffen von plus/minus 97 Prozent. Das heisst: Je konsequenter und besser der Konsument entsorgt und der Sortierer sortiert, umso weniger Fremdstoffe enthält das Rezyklat, und es kann wieder in der Getränkeflasche verwendet werden. Wesentlich ist hier auch der Kostenfaktor, man kippt ja auch kein Rohöl ins Auto, da ja eh alles verbrannt wird. Je besser der Treibstoff auf den Motor abgestimmt ist, umso effizienter bewegt man das Auto.

Peter Wittwer, Leiter Qualität/Controller bei der RecyPET AG.
Peter Wittwer, Leiter Qualität/Controller bei der RecyPET AG.

Ernsthaft: Trotz Trennung und Sortierung, mit wie viel Falschmaterial schlagen Sie sich bei der RecyPET AG herum?
Das schwankt. Aktuell haben wir aber deutlich mehr Fremdstoffe im Sammelgut als früher. Daher steht bei uns zusätzlich noch eine Person am Förderband zur Mühle, um diese Fehlstoffe noch auszusortieren. Ohne diese Massnahme könnten wir unsere Kunden, welche das Rezyklat erhalten, kaum noch mit Material beliefern, das den derzeitigen Qualitätskriterien entspricht.

Warum nehmen die Fremdstoffe in der Sammlung zu?
Seit Anfang Jahr sind im Produktestrom mehr Shampoo-, Reinigungs- und Milchflaschen, Folien und sogar Blumentöpfe aus Kunststoff enthalten. Woher diese Vermischung kommt, können wir abschliessend nicht belegen, aber es liegt nahe, dass gemischte Kunststoffsammlungen zur Verwirrung beitragen und damit einen Einfluss auf unsere Inputqualität haben.

Wann gefährdet der Anteil an Fremdmaterial den PET-Kreislauf?
Nach dem Pflichtenheft vom BLV ist die Obergrenze für Fremdstoffe bei 500 mg/kg. Dies können wir mit den getroffenen Massnahmen einhalten. Jeder Fremdstoff, der diese Grenze überschreitet, beeinflusst unsere Arbeit negativ und ist entsprechend kritisch. Einen gefährlichen Bereich haben wir in den letzten zehn Jahren bei der RecyPET AG nie erreicht. Wir hoffen, dass dies auch in Zukunft so bleibt und wir der vermehrten Verunreinigung durch Fremdstoffe entgegenwirken können.

Was sagen Sie jemandem, der eine leere Sonnenblumenöl-Flasche in die PET-Getränkeflaschensammlung einwirft?
«Sorry, das ist keine PET-Getränkeflasche. Bitte entsorgen Sie die Flasche im Detailhandel über den separaten Plastikflaschen-Kanal. Auch da wird das Recycling in der Schweiz weiter aufgebaut.»


*) Das PET-Pflichtenheft Ein Unternehmen wie die RecyPet AG hat vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) die Bewilligung für die Verwendung des Verfahrens Hybrid UNPET nach URRC (United Resource Recovery Corporation). Durch dieses Verfahren entstehen die PET-Flakes, die wieder für die Flaschenherstellung verwendet werden können. Dazu gibt es ein ausführliches Pflichtenheft, das vorschreibt, aus welchem Ausgangsmaterial das PET zu bestehen hat, auf welche Weise die PET-Flakes rezykliert werden müssen und wie Qualitätskontrolle und -sicherung umzusetzen sind. Entscheidend: PET-Flakes, die wieder zu PET-Getränkeflaschen werden, dürfen nur aus PET-Getränkeflaschen hergestellt werden, die über ein vom BLV bewilligtes System gesammelt wurden, zum Beispiel durch PET-Recycling Schweiz.

Die falschen Freunde in der PET-Sammlung