Quotenvergleiche sind oft sinnlos

Den grösstmöglichen Umweltnutzen erzielen, das ist das Ziel aller Recyclingsysteme. Um die Effizienz unterschiedlicher Systeme zu vergleichen, werden gerne Quoten verwendet. Denn Quoten sind objektiv – so zumindest der Mythos.

Quotenvergleiche sind oft schwieriger, als man auf den ersten Blick denkt. Denn hinter denselben Begriffen stehen oft verschiedene Berechnungsmethoden. Häufig werden deshalb Äpfel mit Birnen verglichen. Einige Beispiele sollen aufzeigen, wie wenig Aussagekraft eine Quote ohne Offenlegung der Berechnungsmethode hat.

Ungleiche Grundgesamtheit

Die erste und folgenschwerste Fehlerquelle liegt beim Festlegen der Grundgesamtheit. Beim PET-Recycling in der Schweiz wird die in Verkehr gebrachte Menge an PET-Getränkeflaschen als 100 Prozent betrachtet. Bei den Berechnungen zu gemischten Kunststoffsammlungen in der Schweiz wird hingegen oft die Netto-Sammelmenge – also das effektiv gesammelte Material ohne Fremdstoffe – als Grundgesamtheit angesehen. Entsprechend sind alle, von diesen unterschiedlichen Grundgesamtheiten abgeleiteten Quoten, nicht miteinander vergleichbar.

Input oder Output

Eine weitere «beliebte» Fehlerquelle passiert beim Festlegen des Messpunkts. Ob der Input oder der Output eines Recyclingsystems gemessen wird, macht einen gewaltigen Unterschied. Die Schweizer PET-Verwertungsquote ist eine Output-Quote. Das bedeutet, dass aus rund 83 Prozent der in Verkehr gebrachten PET-Getränkeflaschen Rezyklat hergestellt wird. Prozessverluste, nicht gesammelte Flaschen usw. sind in dieser Zahl bereits berücksichtigt.

In vielen EU-Ländern wird hingegen die Input-Quote (in der Schweiz wäre das die Sammelquote) als Verwertungsquote angegeben. Je nach Sammelsystem, gewünschtem Sammelmaterial und Recyclingverfahren geht von der Sammlung bis zum fertigen Rezyklat (Output) über 10 Prozent Material verloren.

Kein Vergleich ohne Vereinheitlichung

Das Problem der nicht vergleichbaren Quoten wurde mittlerweile erkannt. Die EU verfolgt bei der Umsetzung des Massnahmenpakets zur Kreislaufwirtschaft deshalb das Ziel, die Quotenberechnungen zu vereinheitlichen. Denn erst wenn alle EU-Länder ihre Quoten nach den gleichen Methoden berechnen, kann die Effizienz von Recyclingsystemen länderübergreifend verglichen werden. Ob die Schweiz ihre Berechnungsmethoden der EU anpassen wird, ist unklar. Bis es soweit ist, muss beim Vergleichen von Quoten höchste Vorsicht geboten werden. Denn nur, wer Gleiches mit Gleichem vergleicht, erhält Antworten auf die gestellten Fragen.