Das Bedürfnis der Bevölkerung, Kunststoff zu rezyklieren, ist gross, weshalb sich «Kunststoff-Mischsäcke» wachsender Beliebtheit erfreuen. Es gilt aber zu beachten, dass sich Kunststoffe nur rezyklieren lassen, wenn sie sortenrein gesammelt werden.
Umweltschutz wird für die Konsumenten immer wichtiger. Entsprechend gross ist der Wunsch, den in Haushalten anfallenden Kunststoffabfall zu rezyklieren: Anbieter von Kunststoff-Mischsäcke erfüllen dieses Bedürfnis. Gegen Entgelt können Kunststoffe aus dem Haushalt zur Entsorgung abgeliefert werden. Dies erscheint auf den ersten Blick sinnvoll – doch ist es komplizierter, als man denkt.
Wieso wird so viel verbrannt?
Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) und das Fachgremium «Runder Tisch Kunststoff» – zu dem auch die Initianten der Mischsäcke gehören – kommen in ihrer neusten Studie zu Kunststoffabfällen in Schweizer Haushalten zu folgendem Schluss: Nur für 2,4 Prozent des rezyklierbaren Kunststoffs fehlt eine Sammlung.
Der Rest besteht aus zwei Teilen: einerseits aus Wertstoffen ‒ wie beispielsweise PET-Getränkeflaschen ‒ die kostenlos an den Sammelstellen zurückgegeben werden können; andererseits aus einem Sammelsurium verschiedenster Kunststoffe, die aufgrund ihrer unterschiedlichen chemischen und physikalischen Eigenschaften, nicht zusammen rezykliert werden können. Sie werden selbst dann verbrannt, wenn sie in einem kostenpflichtigen Kunststoff-Mischsack gesammelt werden.
Nie PET-Getränkeflaschen in den Mischsack
Es landen immer mehr PET-Getränkeflaschen in den kostenpflichtigen Kunststoff-Mischsäcken. So entsorgte PET-Getränkeflaschen werden mit Rückständen wie Putzmittel etc. verschmutzt und dürfen gemäss den Bestimmungen des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit nicht mehr für die Herstellung neuer PET-Getränkeflaschen verwendet werden. Der umweltfreundliche Rohstoff für die Produktion von neuen Schweizer PET-Flaschen geht verloren und das Material kann nur noch zu minderwertigeren Produkten verarbeitet werden. Der fehlende Rohstoff für die Schweizer Flaschen muss somit durch importiertes Neu-PET ersetzt werden. Gerade für die rohstoffarme Schweiz ist aber ein nachhaltiger Umgang mit hochwertigen Rohstoffen wünschenswert.
Aus ökologischen Überlegungen sollten deshalb nur die bestehenden Separatsammlungen genutzt werden. Die fachgerechte Entsorgung ist bei vielen Produkten bereits im Kaufpreis enthalten. Werden PET-Getränkeflaschen oder Kunststoffflaschen via Mischsack oder Abfallsack entsorgt, bezahlt der Konsument für eine Leistung, die er bereits finanziert hat.
PET-Recycling Schweiz befürchtet, dass der zunehmende Wirrwarr von Sammelangeboten die Konsumenten verunsichert. Die Auswirkungen sind schon heute spürbar: Immer mehr fremde Materialien (Bsp. Shampooflaschen, Joghurtbecher oder Folien) landen in der Separatsammlung von PET. Dies ist ökologisch und ökonomisch problematisch. Denn diese Fremdstoffe müssen nachträglich und kostenintensiv aussortiert werden, was für eine Non-Profit-Organisation eine grosse Herausforderung darstellt.
Wertschöpfung in der Schweiz
Die Sammlung, Sortierung und Verwertung von PET-Getränkeflaschen findet komplett in der Schweiz statt. Die Arbeitsplätze und die Wertschöpfung kommen somit der inländischen Wirtschaft zugute. Als rohstoffarmes Land ist es für die Schweiz wichtig, hochwertige Recycling-Wertstoffe für die hier beheimatete Wirtschaft zu sammeln und wiederzuverwerten.
Viele Anbieter von Mischsäcken transportieren den gesammelten Kunststoff ins Ausland, wo er weiterverarbeitet wird. Die Schweiz verliert nicht nur Arbeitsplätze, Steuereinnahmen und Wertstoffe, sie verliert auch den Anschluss an eine der am schnellsten wachsenden Wirtschaftzweige – die grüne Wirtschaft.
